Definitiv das härteste Rennen ever
Es war schon oft mein härtestes Rennen, aber Ingolstadt MD (1,8 km Swim, 81 km Bike, 20,6 km Run) hat alles bisher Dagewesene übertroffen. Über 500 Athleten sind ausgestiegen. Außentemperatur 10 Grad und Sonne beim Schwimmen. Wassertemperatur 19 Grad. Perfekt und lief ganz gut mit 33 min Schwimmzeit. Bis hier war noch alles super. Ab auf das Rad und dann ging es los mit dem Regen und der Kälte...
Veranstalter: Endurance-Sportevents GmbH
Datum: 29.05.2022
Swim: 33:02 (1,8 km) T1: 5:00
Bike: 2:27:27 (81 km) T2: 5:34
Run: 1:35:27 (20,6 km)
Gesamtzeit: 4:46:32
Platz Gesamt Männer: 227 von 471 (~500 DNF)
Platz AK M45 Männer: 19 von 87
Sonntag, 29. Mai 2022 von Winklmeier Markus
1. Samstag: Abholung Startunterlagen und Rad einchecken
Am Vormittag lief ich noch eine kleine Runde vor dem Frühstück. Wir übernachteten in Denkendorf, ca. 15 Kilometer nördlich von Ingolstadt im Hotel Mozart-Stuben. Später besuchten wir den Dinopark Altmühltal nur 2 Kilometer außerhalb von Denkendorf. Der Park ist sehr zu empfehlen für alle jungen und alten Dinosaurierfans.
Am Nachmittag fuhr ich kurz mit dem Triathlonrad, um sicherzugehen, damit alles funktionierte. Wir packten dann das Rad ins Auto und fuhren nach Ingolstadt zum Wildpark am Baggersee. Wir parkten ca. einen Kilometer vom See entfernt in einer Wiese, die extra für die Triathleten und Zuschauer als Parkplatz umfunktioniert wurde.
Nachdem ich die Startunterlagen hatte, checkte ich noch das Triathlon-Rad inklusive Helm in der Wechselzone ein. Natürlich schlenderten wir noch zum See, wo sich auch ein Spielplatz befindet. Am Abend gingen wir noch zusammen mit Brigittes Bruder Hans, der ebenfalls morgen starten wird, zum Essen.
2. Swim (1,8 km)
Schon um 5.15 Uhr standen wir auf. Jeder gähnte, aber schnell waren wir hellwach. Die Hotelküche war so nett uns ein Frühstückspaket vorzubereiten. Ich aß noch eine Kleinigkeit und dann packten wir auch schon alles ins Auto und fuhren nach Ingolstadt. Es war sonnig, nur die Temperaturen waren mit 10 Grad etwas kühl. Aber ändern konnte ich es eh nicht. Brigitte ging mit den Kindern langsam vom Parkplatz zum Schwimmstart und ich marschierte zuerst zuerst zur Wechselzone, wo ich Radschuhe, Laufschuhe, Langarmshirt, Radshirt, Startnummer, Sonnenbrille, Gel und Head deponierte. Viele Athleten waren ebenfalls schon am Herrichten der Wechselzone.
Am Schwimmstart fand ich dann meine Mäuse wieder. Ohne meine größten Fans würden die Wettkämpfe nur halb so viel Spaß machen. Ab 8 Uhr wurde im 5 Minuten Takt gestartet. Hans und ich waren um viertel nach 8 an der Reihe. Bei 10 Grad Außen- und 19 Grad Wassertemperatur ging es mit Neopren auf die Schwimmstrecke. Obwohl ich nicht so wirklich viel im Wasser trainiert hatte, lief es ganz gut. Am Anfang gab es das übliche Gehaue, aber mittlerweile bin ich schon ein alter Hase in dem Geschäft und deshalb ließ mich die Treterei ziemlich kalt. Ich schwamm meinen Stiefel dahin, hing mich das ein oder andere Mal an einen Athleten und stieg auch schon nach knapp über 1,8 Kilometer nach 33 Minuten aus dem Wasser.
Somit schneller als meine angepeilte Schwimmzeit von 35 Minuten lief ich in Richtung Wechselzone, wo mich Emma, Timi und Brigitte lautstark anfeuerten. Pünktlich auf die Sekunde fing es zu regnen an. Eigentlich war Sonne bis zum frühen Nachmittag angesagt. Ich entschied mich über das Triathlon-Top ein Langarmshirt und Radshirt zu ziehen. Graue Wolken standen über mir, aber es half nichts. Ich wollte auf die Radstrecke...
3. Bike (81 km)
Nun nahm das Drama seinen Lauf. Es regnete in Strömen. Die Temperaturen fielen weiter nach unten. Zuerst führte die Radstrecke in die Innenstadt. Bedingt durch die nasse und somit rutschige Straße gab es einige Stürze. Ein Athlet stürzte besonders unglücklich und lag samt Rad in seiner eigenen Blutlacke. Als ich nach dem Wendepunkt nochmals vorbeikam, waren die Sanitäter schon am verarzten.
Nun ging es stadtauswärts nach Westen bis Hennenweidach, wo sich der Wendepunkt befand. Es regnete so stark, dass ich teilweise im Blindflug dahin sauste. Ich fuhr durch tiefe Wasserpfützen auf der Straße. Zuerst versuchte ich noch in Aeroposition und mit viel Druck auf den Pedalen zu fahren, aber ich kühlte immer mehr aus. Alles war durchnässt und der Fahrtwind tat sein Übriges. Ich fror und fuhr nur noch Oberlenker. Ich hatte vier Flaschen hypotonisches Getränk am Rad. Leider konnte ich die Flaschen nicht halten, da meine Hände zitterten und steif waren. Also musste es ohne Flüssigkeit gehen. Bevor ich in die zweite Runde fuhr, schoss mir durch den Kopf aufzuhören, aber DNF ist für mich einfach keine Option.
Also fuhr ich weiter auf die zweite Rad-Runde mit weiteren 40 Kilometern. Viele Athleten waren wegen Unterkühlung ausgestiegen und wurden von der Feuerwehr und Sanitätern versorgt. Ich zitterte und meine Zähne klapperten, so dass ich dachte meine Zahnkrone fällt heraus :-) Trotzdem schaffte ich es ein weiteres Mal bis zum Wendepunkt. Ich hatte noch knapp 20 Kilometer zu fahren. Mit letzter Kraft quälte ich mich durch den Regen und die Eiseskälte. Auf dem Mont Everest ist es sicherlich gefühlt wärmer...
Über 500 Athleten stiegen aus dem Rennen aus. Gefroren habe ich wie ein junger Hund, aber irgendwie erreichte ich nach 81 Kilometern 450 Höhenmetern und 2h 27 min die Wechselzone. Meine Füße konnte ich nicht mehr spüren. Dies ist perfekt, wenn man vom Rad absteigt. Nur weil ich mich darauf stützen konnte, schaffte ich es bis zu meinem Platz ohne umzufallen. Und wie auf Knopfdruck hörte es zu regnen auf und ich wollte nur noch auf die Laufstrecke und ballern.
Leichter gesagt als getan. Da ich meine Finger kaum mehr spürte, konnte ich den Verschluss meines Helms nicht mehr öffnen. Ich versuchte ihn herunterzureißen, was nicht funktionierte. Kurzeitig spielte ich mit dem Gedanken mit Helm loszulaufen. Aber diese doofe Idee verwarf ich gleich wieder. Ein netter Ordner half mir dann aus der misslichen Lage und nach endlosen 6 Minuten Kampf in der Wechselzone lief ich dann mit eingefrorenen und tauben Füßen los...
4. Run (20,6 km) und Fazit
Endlich auf der Laufstrecke dachte ich, aber mit tauben Füßen war das nicht so einfach. Beim Triathlon ist es ja normal, dass man wie auf Eiern losläuft, aber ich spürte rein gar nichts unter den Füßen. Erst nach 5 Kilometern lief ich wieder einigermaßen rund und ich konnte das Tempo erhöhen. Zuerst war ich mit einer unterirdischen 5:30 er Pace unterwegs, aber nun wurde ich zum Baller-Winkl und die Pace pendelte sich bei knapp über vier Minuten pro Kilometer ein. Es lief wieder und ich überholte viele Konkurrenten. Jetzt machte der Ingolstadt Triathlon so richtig Spaß.
Ich spulte Kilometer für Kilometer ab und das Ziel kam immer näher. Von Regen war keine Spur mehr, die Sonne schien und der Himmel war wolkenlos. Nur noch ein Kilometer und endlich sah ich meine Familie wieder. Mit Vollgas lief ich dann nach 1h 35 Minuten und knapp 21 Kilometern über das Ziel. Insgesamt benötigte ich 4 Stunden und 46 Minuten für die Mitteldistanz in Ingolstadt. Auch Hans schaffte es mit einer klasse Zeit über die Ziellinie. Nach der Zielverpflegung und einer nötigen Dusche holten wir unsere Räder und machten uns auf den Heimweg.
Fazit: Es war schon oft mein härtestes Rennen, aber Ingolstadt MD hat alles bisher da gewesene übertroffen. Über 500 Athleten sind ausgestiegen Schwimmen lief ganz gut und bis hier war noch alles super. Ab aufs Rad und dann gings los. Starkregen, eisiger Wind, Temperaturen um die 7 Grad. Viele Stürze, Unterkühlungen und reihenweise DNFs. Nach 20 km spürte ich meine Finger nicht mehr und konnte die Trinkflasche nicht mehr halten. Auch schalten ging nur bedingt. Leck war das eisig. Ich konnte nur noch Oberlenker fahren und die Zähne haben geklappert, das ich dachte meine Krone fällt raus. Nach einer Grottenzeit von 2h 27 min stieg ich vom Rad. Da ich nix mehr spürte konnte ich den Helm nicht öffnen. Runter reißen ging auch nicht, also holte ich Hilfe. Dann gings auf die Laufstrecke. Erst nach 5 km stolpern spürte ich die Füße wieder und dann kam endlich meine Zeit. Nun auch mit Sonne und blauem Himmel schaffte ich den HM in 1:35. Insgesamt war das Ergebnis bei meinem ersten Triathlon nach 3 Jahren ganz ok. Platz 19 von 87 in der AK in 4h 46 min. Ironman Frankfurt kann auf jeden Fall in 4 Wochen kommen. Schlimmer geht es nimmer :-)