Die Winkls lassen es beim Istria 100 krachen (Brigitte 21 km - 6. AK / Markus 69 km - 5. AK)...
Ich hatte mal wieder einen verwegenen Plan: Die Rückkehr zum World Series Finale in Chamonix am Mont Blanc. Dazu benötigt man erstens einen UTMB Index, den ich durch die Teilnahme am letztjährigen UTMB besitze. Zweitens holt man sich so viele Punkte wie möglich, um an der Verlosung im Dezember teilzunehmen. Beim Istria 100 wollten Brigitte und ich die ersten Punkte sammeln. Brigitte lief am Sonntag nach 21 Kilometern zusammen mit den Kindern ins Ziel im Zentrum von Umag ein und ich am Tag davor nach 69 Kilometern ebenfalls Hand in Hand mit Emma und Timi. Traumhafte Trails führten uns bei Sonnenschein und warmen Frühlingstemperaturen durch eine grüne Berglandschaft, alten Bergdörfern und einsamen Tälern bis ans adriatische Meer…
Veranstalter: Istria 100 by UTMB
Datum: 06/07.04.2024
Markus: 69k
Strecke: 69 km
Höhenmeter: 2300 Hm
Zeit: 9:21:47
Platz Gesamt Männer: 119 von 380
Platz AK M50 Männer: 5 von 28
Brigitte: 21k
Strecke: 21.6 km
Höhenmeter: 150 Hm
Zeit: 2:20:05
Platz Gesamt Frauen: 50 von 171
Platz AK W45 Frauen: 6 von 21
Unterkunftstipp in Umag: Hotel Sipar Plava Laguna
Donnerstag, 11. April 2024 von Winklmeier Markus
Du bist hier: Winklworld`s sportliche Erfolge
1. Racebericht Istria 100 by UTMB
Seit über einer Woche befanden wir uns im wunderschönen Istrien, genauer gesagt im alten Küstenstädtchen Umag im Hotel Sipar Plava Laguna. Wir genossen den Frühling am adriatischen Meer mit Rennradtouren, kürzeren Läufen, Hochseilgarten mit den Kindern, Besichtigung der italienischen Stadt Triest, Kajakfahren im Meer, Fußballspielen und gutem Essen. Wie soll es auch anders sein, fing ich mir vor knapp zwei Wochen zum wiederholten Male einen hartnäckigen Virus ein.
Schon im letzten Jahr war ich von verschiedenen Seuchen geplagt. Da dies noch nicht reichte, verriss ich mir 2 Tage vor dem Rennen beim Spielen mit den Kindern den Rücken und wieder einmal hing der Start für mich an einem seidenen Faden. Am Tag vor dem Rennen holten wir unsere Startunterlagen in der Sports Hall Umag. Der UTMB war dort eingezogen. Es gab Merchandising, sämtliches Trailrun Equipment und natürlich auch die Startnummer inklusive Istria 100 Rucksack und einem Istria 100 etikettierten Bier. Somit alles, was das Ultratrailrunherz begehrt. Brigitte fühlte sich fit für die 21 Kilometer Strecke und ich wollte trotz allen Handicaps die 69 Kilometer und 2300 Höhenmeter rocken.
So weit so gut. Wir waren für das Erste ausgerüstet und marschierten mit den Kindern auf dem Rad am Hafen entlang zurück zum Hotel. Ich suchte mir im Hotelzimmer mein Mandatory Equipment für den Laufrucksack zusammen. Die Nacht war etwas unruhig, da ich doch etwas nervös war, ob ich den Lauf durchstehen würde. Am frühen Morgen schlich ich mich aus dem Zimmer, um die Kinder nicht zu wecken und zum Frühstück zu gehen. Das Hotel war so nett, ein verfrühtes Buffet für die Läufer zu zaubern. Mit zehn Bussen fuhr ich, zusammen mit ca. 500 weiteren Trailverrückten, in das Bergdörfchen Buzet. Während der Fahrt ließ ich nochmals das Rennen vor 7 Jahren Revue passieren. Damals war ich weit fitter und schneller als aktuell. 2017 lief ich meine persönliche Halbmarathon- und Marathonbestzeit. Ja, ja die guten alten Zeiten..
Am Start tummelten sich Läufer und Läuferinnen aus aller Welt. Eine Trommlergruppe aus Italien und ein Moderator heizten die Stimmung ein. Die Dixi Klos waren stark frequentiert. Als ich an der Reihe war, stand ich vor einer stark duftenden Schüssel und kein Toilettenpapier weit und breit. Meinen Laufrucksack mit Tempos hatte ich leider vorher abgelegt. Also musste ich mich ein weiteres Mal, mit Tempos bewaffnet, anstellen. Die Zeit verging und bis ich mich versah, waren es nur noch 10 Minuten bis zum Start um 9 Uhr. Wie schon vor 7 Jahren wurde von ACDC Thunderstruck gespielt und mit dem Gitarrenklängen von Angus Young liefen alle wie verrückt los.
Puh, was manche für eine Pace bei einem Ultralauf vorlegen. Aber ich ließ mich davon nicht abschrecken und lief einfach mit hoher Geschwindigkeit mit. Nach 2 oder 3 Kilometer kam auch schon die erste Herausforderung in Form von einem 400 Höhenmeter Anstieg. Ich hielt mich ganz Wacker und konnte ein paar Plätze gut machen, die ich aber beim ersten Downhill wieder verlor. Bergab bin ich nicht der große Trailheld und es schmerzte mein Rücken, aber es war zum Aushalten. Die teilweise schlammigen Trails führten entlang idyllischer Bäche, durch Wälder und über grüne Wiesen. Das ein oder andere Mal ging es direkt durch das knöchelhohe Wasser, um auf die andere Seite des Baches zu gelangen. Die erste Verpflegungsstation befindet sich erst nach 17 Kilometern am Butoniga-See.
Mittlerweile brannte die heiße Frühlingssonne erbarmungslos auf uns herab. Ich war froh, kühle Getränke auffüllen zu können und auch eine Banane schadete nicht. Lange hielt ich mich nicht auf und lief umgehend in die nächsten Trails hinein. Ein weiterer 400 Höhenmeter Anstieg erwartete mich. An sich war ich körperlich schon an meine Grenzen angelangt. Fehlendes Training und gesundheitliche Probleme in den letzten Monaten ließen meine Fitness schwinden. Trotzdem kämpfte ich mich Kilometer um Kilometer vorwärts. Leider hatte ich kaum Augen für die wunderschönen mittelalterlichen Städte, wie Motovun, Oprtalj, Zavrsje und Groznjan, durch die ich hindurch lief.
Der erste Lichtblick, in Form von Brigitte und den Kindern, kam nach 33 Kilometern. Die Drei erwarteten mich an der Verpflegungsstation von Livade. Cola, Orangen, Kekse und meine Familie gaben mir für den nächsten Anstieg einen wichtigen Auftrieb. Leider wurde es immer wärmer und der Schweiß tropfte mir von der Stirn. Ich traf auf einige 42 Kilometer Läufer und Läuferinnen, die später gestartet waren. So schlecht war ich dann gar nicht unterwegs, da ich fleißig am Überholen war.
Später stellte sich heraus, dass ich zu diesem Zeitpunkt in der Altersklasse an erster Stelle war. Nach dem letzten großen Anstieg lief ich über das Kopfsteinpflaster der traumhaften, mittelalterlichen Bergstadt Zavrsje. Hier machte ich auch ein paar schöne Bilder. Viel Zeit für Fotos nahm ich mir nicht, da das Ziel in Umag auf mich wartete. Nach 47 Kilometern erreichte ich Groznjan, ein weiterer wunderschöner Ort. Meine Mäuse erwarteten mich freudestrahlend. Brigitte gab mir ein kühles Fanta, dass ich in einem Zug leerte. Energie strömte durch meinen Körper und ich war bereit für neue Taten, bzw. Kilometer.
In der Verpflegungsstation füllte ich meine Softflaskflaschen auf und aß eine Kleinigkeit. 19 Kilometer ohne große Höhenmeter standen noch vor mir. Eigentlich sollte dies kein Problem werden, aber wenn die Kraft in den Beinen fehlt, dann zieht sich jeder Kilometer in das unendliche. Ich musste immer wieder gehen und meine Pace beim Laufen hielt sich sehr in Grenzen.
Nach einem weiteren kleinen Anstieg zum Bergstädtchen Buje, kamen mir zu meiner freudigen Überraschung nochmals meine Kinder und Brigitte entgegen. Zusammen liefen wir in die allerletzte Verpflegungsstation vor dem Ziel ein. Wieder füllte ich die Getränke auf, um die letzten 13 Kilometer durchzustehen. Zuerst lief ich bergab, aber dann ging es flach auf kleinen Singletrails in Richtung Ziel. Am Horizont konnte ich Umag erkennen.
Ich zwang mich immer wieder zu laufen, aber mir fehlte definitiv die Kraft. Somit zog sich jeder Kilometer sehr in die Länge. Endlich erreichte ich die Straßen von Umag. Ich hatte noch 2 Kilometer. Beflügelt lief ich in Richtung Hafen, um dann in den Zielkanal in der Altstadt von Umag einzubiegen. Die letzten 300 m liefen Emma und Timi an meiner Seite. Stolz überquerte ich, unter der Anfeuerung der Zuschauer, mit meinen Kindern nach 69 Kilometern 2300 Höhenmetern und knapp über 9 Stunden als Fünfter in der Altersklasse, die Ziellinie.
Puh, das war wieder ein harter Kampf, wenn man mehr will, aber nicht kann. Vor 7 Jahren war ich auf gleicher Strecke um fast 1 ½ Stunden schneller. Somit hatte ich den direkten Vergleich zu damals. Aber egal, ich freute mich über die ersten beiden Punkte für den UTMB in Chamonix auf meinem Konto. Mit schmerzenden Füßen marschierte ich zum Auto, um mich von Brigitte zum Hotel chauffieren zu lassen. Ich hatte beim Abendessen kaum Appetit und musste mich bald ins Bett legen, um mich von den Strapazen des Tages zu erholen.
Brigitte war etwas nervös, vor dem Halbmarathon am nächsten Tag. Beide schliefen wir kaum. Am Sonntagmorgen schlich sich Brigitte aus dem Zimmer, um mit dem Bus nach Groznjan zu fahren. Um 10 Uhr fiel dort der Startschuss für die 21 Kilometer Strecke. Währenddessen packte ich unser Gepäck ins Auto und ging mit den Kindern zum Frühstück. Natürlich wollten wir rechtzeitig im Ziel Brigitte empfangen. Wir erwarteten meine Trail-Brigitte kurz nach Mittag.
Die Kinder und ich genossen ein Eis und ein kühles Getränk in der Sonne und bejubelten die einlaufenden Läufer und Läuferinnen. Um 12:20 Uhr sahen wir dann unsere Brigitte. Die Kinder freuten sich sehr, zum ersten Mal zusammen mit der Mami über die Ziellinie zu laufen. Ich war stolz auf meine Frau, die sich bei der Hitze durch den Halbmarathon gekämpft hatte.
Sie holte sich den 6. Platz in der Altersklasse und einen Punkt für den UTMB. Im Hotel konnte Brigitte noch duschen und wir bekamen ein kostenloses Finisher-Mittagessen, bevor wir uns auf die lange Heimreise nach Schwarzach machten…
Fazit: Tolle Trails, wunderschöne Landschaften und ein Finish mit zwei UTMB Punkten sind natürlich sehr positiv beim Istria 100 auf der 69 Kilometer Strecke. Auch ein 5. Platz in der Altersklasse kann sich sehen lassen. Zufrieden bin ich aber absolut nicht, da ich im Vergleich vor 7 Jahren um 1 1/2 Stunden schneller war. Somit gibt es viel zu tun.
Ebenfalls ist das Finish meiner Brigitte auf der 21 Kilometer Strecke mehr als erfreulich. Ich bin stolz auf meine Frau und ihren 6. Platz in der Altersklasse und freue mich sehr für sie…