Ironman Frankfurt in 10:51:46
Datum: 09.07.2017
Zielzeit: 10:51:46
Platz Gesamt: 814 von 2349
Platz AK Männer: 159 von 443
Swim: 1:05:30
Transition1: 6:32
Bike: 5:33:15
Transition2: 2:20
Run: 4:04:11
Anfahrt, Startunterlagen und Einchecken:
Am Freitag fuhren wir nach der Arbeit am späten Nachmittag nach Frankfurt. Ohne Stress mit Pausen gelangten wir in die Triathlon Metropole. Wir waren im Hotel LÈscala in Dreiech mit den anderen Laufstilanalyse.de Athleten untergebracht. Brigitte und ich liefen am Abend noch eine kurze Runde um nach der langen Fahrt die Beine zu lockern und die Motorik anzuwerfen. Nach dem Frühstück am Samstag holten wir die Startunterlagen am Mainkai in Frankfurt und schlenderten durch die Expo. Am Nachmittag fuhren Flo, Andi und ich mit dem Bike eine Runde und am Abend checkten wir unsere Räder in der Wechselzone am Langner Waldsee ein. Um auch noch die Schwimmmotorik in die richtigen Bahnen zu lenken, sprang ich auch noch in das Hessische Meer und drehte eine kurze Runde mit Brigitte. Am Abend gingen wir mit den Anderen gemütlich zum Italiener zum Essen, bevor die kurze Nacht anbrach
Raceday und Krisenmanagement:
Flo hatte es vor dem Ironman richtig erkannt. Den Ironman kann man nicht planen. Eine Halbdistanz ist ziemlich planbar, aber beim Ironman gibt es so viele Unbekannte und man ist den ganzen Ironman beschäftigt Krisenmanagement zu betreiben. Ich kann das, aber nicht immer funktioniert es :-) Zur unchristlichen Zeit um 4 Uhr saßen wir beim Frühstück um dann mit dem Bus zum Langner Waldsee zu fahren. Meine Motivation hielt sich noch in Grenzen, aber daran war die Uhrzeit schuld. In der Wechselzone ging der Stress schon mal los. Es gab zu wenig Luftpumpen und teilweise funktionierten sie nicht. Jeder benötigte eine, da gestern wegen der Hitze alle die Luft ausließen und heute konnte keiner eine mitnehmen. Ich wartete eine halbe Stunde bis ich dann mal meine 10 Bar reindrücken durfte. Ich prägte mir noch den Laufweg in der Wechselzone ein und wollte noch ein gemütlich, stinkendes Dixi Klo aufsuchen. Auch hier musste ich eine halbe Stunde warten. Langsam wurde es knapp. Aber rechtzeitig gab es noch ein Küsschen für Brigitte und Flo und ich standen auch schon in der 1h bis 1h 10 min Startbox für den Rolling Start. Startschuss und nicht Go. Es zog sich bis wir ins Wasser durften. Es war entspannt und ich fühlte mich gut im Wasser. 800 m bis zur letzten Boje und dann begann das Krisenmanagement. Meine Schwimmbrille beschlug und die Sonne stand tief. Ich sah nichts mehr. Im Blindflug schwamm ich die 800 Meter bis zum Landgang. Hier wusch ich die Brille aus und weiter ging es auf dem zweiten Schwimmteil. Endlich sah ich wieder etwas und es flutschte. Nach der letzten Boje kam ich in ein Gedränge und wie schon beim Chiemsee Triathlon vor 2 Wochen verlor ich meine Brille. Ich musste das Teil wieder neu aufsetzen was aber kein Problem war und weiter ging es bis zum Schwimmausstieg. Ich ging nach 1h 5 min 30 Sekunden entspannt aus dem Wasser und holte meinen Wechselbeutel.
Akribisch zog ich mich um und lief zum Rad. Wieder musste ich Krisenmanagement betreiben. Ich hatte meine Brille im Wechselbeutel vergessen. Geschissen drauf, es musste auch ohne gehen. Hoffentlich schliefen die ganzen Fliegen noch. Ich fuhr für meine Verhältnisse ganz gut mit einem 35 er Schnitt auf der gesperrten Autobahn in Richtung Frankfurt. Ich fühlte mich ganz gut, aber trotzdem wurde ich fleißig überholt. Aber hilft nicht. Der Radpart ist nun mal meine Schwachstelle. Nach 30 Kilometern kam eine Kopfsteinpflaster Passage und wieder musste ich mit mir ein Krisengespräch führen. Ich verlor beide Hypo Flaschen und war somit ohne Energetische Versorgung. Ich holte an der Verpflegungsstation eine Flasche Iso und Cola. Ich hatte eine Breze im Oberteil eingesteckt und ich machte unter dem Fahren erstmal Brotzeit :-) Nach 100 Kilometern kam ich auf die 2 Runde. Hier erwartete mich Brigitte um mich lautstark anzufeuern. Leider ging es dann rapide mit mir bergab. Die wenigen Radkilometer in Aeroposition rächten sich und immer mehr tat mir der Nacken weh. Aber trotzdem konnte ich einen für mich ganz guten Speed halten. Viele fuhren im Windschatten was ich so ziemlich vermied. Ich wollte keine Zeitstrafe riskieren. Nur ein einziges Mal hing ich auf 2 Meter hinten drin und bekam eine promte Rechnung. Nein keine Zeitstrafe, eine unfreiwillige Dusche. Min Vordermann musste pissen und machte dies genau zu dem Zeitpunkt als ich hinter ihm war. Mich erwischte ein kompletter Schwall. Na toll dachte ich mir. Schnell gab ich das Windschattenfahren wieder auf und kämpfte alleine weiter :-) Bei Kilometer 150 hatte mich Flo eingeholt und zog auch an mir vorbei. Ich fuhr meinen Stiefel weiter und war froh das bald ein Ende abzusehen war. Immer wieder gab es Stürze auf der Strecke und die Sanitäter hatten ganz schön was zu tun. Endlich waren die 177 Kilometer 1200 Höhenmeter nach 5 Stunden 33 Minuten zu Ende. Meine Beine waren Matsch und ich konnte mir keinen Marathon vorstellen. Auch körperlich war ich am Ende. Ich zog meine Laufschuhe an und versuchte zu Laufen.
Brigitte und Carina waren an der Strecke und riefen mir zu. Ich nahm Geel, trank Cola und langsam wurde ich locker. Nach 3 Kilometer überholte mich die erste Frau, die Australierin Sarah Crowley incl. Fernsehteam und dann kam er, der Superwinkl. Alles war super und ich konnte Bäume ausreißen. Also gab ich Gas und lief mit der ersten Frau mit. Sie lief zwischen 4:10 und 4:30, teilweise sogar unter einer 4 er Pace. Ideales Tempo für mich zu diesem Zeitpunkt, dachte ich wenigstens. Ich bin ja Superwinkl. Ich war dauernd live im Fernsehen. War natürlich cool, aber es solle sich rächen. Über 1 Stunde war ich bei ihr dabei, aber dann kam das vorhersehbare. Nachdem ich an meinen schon kämpfenden Lieblingsgegner Flo vorbeigezogen war, kam auch bei mir ganz unerwartet bei ca. 20 Kilometern der Mann mit dem Dampfhammer. Er sprang mich direkt von der Seite an und ich konnte nicht mehr ausweichen. Volle Breitseite und Superwinkl wankte. Ich musste mich mit Superwinkl zum weiteren Krisengespräch zusammensetzen. Ok, Plan 1: Ironman finishen, Plan 2: unter 11 Stunden bleiben, Plan 3: auf keinen Fall Flo vorbeiziehen lassen, Plan 4: Sollte Flo doch vorbeiziehen, dann in den Main schubsen oder lieber zusammen ins Ziel laufen :-) Alles klar Krisensitzung ist beendet und weiter konnte es im 7 er Schnitt gehen. Ich trank Cola, nahm Geels und trank Iso. Es war heiß auf der Strecke, die Sonne brannte erbärmlich nur auf mich herab. Alle anderen hatten Schatten, dachte ich wenigstens. Ich freute mich immer, wenn ich bekannte Gesichter sah, aber am meisten freute ich mich auf Brigitte, wo ich jedes Mal ein Motivationsküsschen bekam. Die Kilometer verrannen in Zeitlupe. Aber alle meine Pläne konnte ich umsetzen. Endlich war das Ende abzusehen. Endlich lief ich in den Zielkanal ein. Ich kam nach 10 Stunden 51 Minuten 46 Sekunden als 814 er Gesamt ins Ziel. Zum 5. Mal war ich nun ein Ironman. Leider war ich nicht mit meiner Zeit zufrieden, aber nach dem Ironman ist vor dem Ironman :-) Im Ziel gönnte ich mir gleich ein herbes, alkoholfreies Bier nach dem vielen süßen Cola, Iso und Geels. Ich traf im Ziel John und Kia und im Sanitätszelt Flo, der es sich dort mit einer Infusion bequem gemacht hatte :-) Nach einem Kreislaufzusammenbruch im Ziel war er ganz schön käsig, aber Respekt, er hatte seinen ersten Ironman mit einer super Zeit gefinished. Brigitte und ich holten noch das Rad und fuhren mit dem Bus zum Hotel zurück. Den Abend ließen wir mit Nudeln und Radler in einer Pizzeria ausklingen. Am Montag traten wir gleich nach dem Frühstück die Heimreise an. Ich war wieder fit, nur die Füße waren etwas schwer :-)
Fazit:
Krisenmanagement war mal wieder das Stichwort für diesen Ironman. Ich konnte die Krisen mal mehr mal minder gut bewältigen. Dank dem Support von Brigitte stand ich auch dieses Hammerteil mehr oder weniger unbeschadet durch. Auf jeden Fall kann ich auch diese Zeit nicht so stehen lassen. Im nächsten Jahr steht Ironman Barcelona auf dem Programm und hier muss eine neue persönliche Bestzeit her. Hier kommt mein Trainer Preißl Ralf ins Spiel. Er hat es nicht leicht mit mir, weil ich gerne alles anders als alle anderen mache :-) Trotzdem konnte ich stolz auf mich sein. Zum 5. Mal hieß es: You are an Ironman :-)